stephan-g-richter.de

Rechtsruck in der AfD: Gaulands doppeltes Eigentor

Left: blu-news.org/Wikimedia Commons
Right: Robin Krahl/Wikimedia Commons

Erschienen in Der Tagesspiegel.

Wenn man es nicht besser wüsste, müsste man aufgrund der aktuellen Entwicklungen innerhalb der AfD eigentlich davon ausgehen, dass Alexander Gauland von Seiten der CDU als ein Langfrist-Transplantat in die AfD hineingepfropft wurde.

Denn die entschiedene Abkehr des AfD-Parteiapparates von Frauke Petry, die einen vermeintlichen Realo-Kurs propagiert hatte, dient ja politisch hauptsächlich einer Person: Angela Merkel.

So frustriert viele Konservative innerhalb der CDU mit dem Kurs der Bundeskanzlerin und Parteichefin Merkel über die vergangenen 15 Jahre inzwischen sind, sind sie doch nicht bereit, einen rechtsradikalen Verein wie die AfD zu wählen.

Auch wenn Alice Weidel, die neue Frontfrau, bemüht sein wird, dem Schwein Lippenstift aufzutragen: Bei der nun auf stramm rechten Kurs gebrachten AfD kann es ja bezüglich der politisch anrüchigen Orientierung beim besten Willen für keinen Menschen mehr irgendeinen Zweifel geben.

Ganz so, wie der AfD-Wahlverein einen strammen Marsch nach rechts – im wesentlichen „Heim ins Reich“ – vollzieht, so wird sich ein erheblicher Teil derer, die sich in Meinungsumfragen bisher zur AfD bekannten, nun in eine andere Richtung bewegen. Sie werden „Heim zu Mutti“ gehen, also im September mit großem Zähneknirschen Angela Merkel wählen.

Denn unter den aktuellen Vorzeichen noch AfD zu wählen, das hat nun für die meisten Menschen, sogar im konservativen Lager, etwas enorm Anstößiges an sich. So lange Frauke Petry oben stand, konnte man diese dunklen Gedanken wegwischen. Auch wenn der konservative Wähler selbst da, angesichts von Petrys nationalistisch, völkisch geprägten Denken schon Augen und Ohren fest verschließen musste.

Warum lässt sich aber die AfD auf diesen solchen selbstzerstörerischen Kurs ein? Dies gilt umso mehr, als Alexander Gauland bekanntermaßen einen abgrundtiefen Hass auf die CDU, seine alte Partei hat. Da verbietet es sich ja eigentlich, der CDU Wähler in die Arme treiben zu wollen.

Auch müsste man eigentlich davon ausgehen, dass Männer wie Alexander Gauland und Jörg Meuthen als Politiker ja auch Machtmenschen sind. Dass sie nun den scharfen Rechtsruck vollzogen haben, kann ja nicht allein auf der Tatsache basieren, dass sie es in ihrem Selbstverständnis nicht länger ertrugen, mit einer Frau als Vorsitzende der AfD die öffentliche Bühne teilen zu müssen.

Das offiziell vorgetragene Argument, Fundamental­opposition machen zu wollen und sich in keiner Weise auf eine Zusammenarbeit mit den „Systemparteien“ einzulassen, hat im deutschen historischen Zusammenhang mit Blick auf die 1920er und 1930er Jahre etwas hoch Befremdliches an sich.

Darauf zu warten, bis sich das Volk auf die AfD als neue Mehrheitspartei Deutschlands einschwört, ist ebenso naiv wie weltfremd. Unter anderem verkennt es die Fähigkeit der Volksparteien, wenn auch spät, dem Volk auf das Maul zu schauen. Dieser Prozess ist ja bereits im Gange.

Gauland und Meuthen sollten eigentlich klug genug sein, um zu sehen, dass die von ihnen nun vollzogene Wende nach stramm rechts keineswegs dem Stimmenfang dient.

Ihr vermeintlicher Schachzug, Frauke Petry abzufertigen, hat einen hohen Preis. Das Votum auf dem Kölner Parteitag verdeutlicht, wie stark die AfD inzwischen von vielen Ultrarechten vereinnahmt worden ist. Diese sind bislang im Windschatten von NPD, DVU und Republikanern gesegelt, outen sich nun aber immer ungenierter als Unterstützer der AfD. Hingegen hat sich für die AfD der Zulauf von Seiten der CDU- und SPD-Wähler spürbar vermindert.

Gauland und Meuthen haben dies wohl erkannt und haben sich im parteiinternen Streit gegen Frauke Petry deshalb entschlossen, zum Sprecher der Ultrarechten zu werden. Was sie dabei verkannt haben, ist, dass sie in dem Band, was sich von Bernd Lucke zu Petry spannt, die nächsten sein werden, die man abservieren wird.

Die mobile Version verlassen