10. Wie bei Erdogan: Maßlose Selbstüberschätzung
2. Polen verloren
3. Grotesk unvorbereitet
4. Keine Frauenallianz
5. EU-Wirtschaft kommt in Gang
6. Wir halten uns nicht an Clubregeln!
7. Selbstkastration als Strategie
8. Rückzug vom Brexit?
9. Schuld sind immer die anderen!
10. Wie bei Erdogan: Maßlose Selbstüberschätzung
Die abschließende Fehlkalkulation ist der Glaube, sich gegen alles stellen zu können, was wir vom britischen Pragmatismus und Realismus wissen und an ihm schätzen. Viele britische Brexit-„Strategen“ glauben immer noch daran, dass es ihrem Land gelingen wird, ein Kaninchen aus dem Hut zu ziehen.
So haben sich diese Glaubenstäter, die ein wenig an den deutschen Wilhelminismus des späten 19. Jahrhunderts erinnern, in dem kunstvolles Argument verstiegen, dass nach den wichtigen Wahlen Europas im Jahr 2017 (vor allem in Frankreich und Deutschland) die Verhandlungskarten womöglich qua Regierungswechsel in diesen Ländern neu gemischt würden.
Auf diese Weise würde der Widerstand gegen das Denken der Tories dann irgendwie in sich zusammenbrechen – und Großbritannien würde in den Brexit-Verhandlungen doch noch triumphieren.
Es sei denn, Marine LePen wird am kommenden Sonntag französische Präsidentin, war das immer eine wahnhafte Strategie.
Die wirkliche Überraschung besteht darin, dass der Illusionismus, der aus dem Tory-Lager hervorstrahlt, eine fundamentale Abkehr vom britischen Pragmatismus und Realitätssinn ist. Diese sind seit Jahrhunderten das Markenzeichen der Außenpolitik Großbritanniens sind.
Bisher war das Vereinigte Königreich nicht dafür bekannt, sein Schicksal aus freien Stücken heraus an einen seidenen Faden hängen zu wollen. Theresa May versucht, just dieses zu ändern.
Erschienen in Spiegel Online. Um den Text des untenstehenden Artikels in ganzer Länge auszudrucken, klicken Sie hier.
Die engl.spr. Fassung aus The Guardian finden Sie hier.